Sonntag, 1. März 2009

Eine Allegorie oder: Narri Narro - Wölfe bleiben in Liga zwo

Folgender Text hat es aus unerklärlichen Gründen nicht bis zur Veröffentlichung geschafft ;-) :


Die Wölfe und der dumme August

Im deutschen Eishockey ist das ganze Jahr Karneval - und das schon seit Jahrzehnten. Der neueste Kopfschüttler in der humoresk-tragischen Historie von Skandalen, Fehlplanungen sowie Schummeleien: Der Tabellenzweite und Titelfavorit aus Bad Tölz ist pleite und wird absteigen müssen. Für die Wölfe Freiburg bedeutet dies den vorzeitigen Klassenerhalt am grünen Tisch, in einer Liga, die fortan weder um Auf- noch um Abstieg spielt. Heute spielen die Wölfe gegen eben jene Tölzer Löwen.

Sicher ist im hiesigen Eishockeysport lediglich, dass nichts sicher ist. Und doch scheint die Zweitliga-Saison 2008/2009 in mehrerer Hinsicht seinen Platz in der unfassbaren Welt der Unfassbarkeiten einnehmen zu dürfen.

Für die Wölfe Freiburg ist dies besonders bitter, da es eigentlich IHRE Saison ist, eine Saison der Selbstbestätigung und Genugtuung. Als Aufsteiger aus der drittklassigen Oberliga wurden die Freiburger vor der Saison von ganz Eishockeydeutschland als „Abstiegskandidat Nummer eins“ geschmäht und verlacht, woraufhin sie bis dato eine tolle Saison spielten und sich sportlich in der zweiten Liga etablieren konnten.

Das erneute Kasperle-Theater in ihrem Sport wäre daher weit weniger belastend, wenn es nicht doch so erheblich von ihrem ganz eigenen Erfolg ablenken würde. Inwiefern es das tut, sei an einer allegorischen Erzählung verdeutlicht:


August geht in die 5. Klasse, ist dumm und aus Oberbayern. August hat es nicht so sehr mit der Schule, vor allen Dingen nicht mit Mathematik und den Zahlen. Dafür aber ist August unglaublich ehrgeizig, hochmütig und bereit für den Erfolg Fünfe gerade sein zu lassen. Am liebsten spielt August mit seinen Freunden auf dem zugefrorenen Betriebsweiher der örtlichen Brauerei Eishockey gegen die anderen Klassenteams der Unterstufe. Und eben weil August nicht verlieren kann, hat er den Yannick, den Mannschäftskapitän aus der siebten Klasse des Gymnasiums, in seine Mannschaft gelotst. Den anderen sagt er, dass es Yannick im Ostteil der Stadt nicht so gut gefällt, weil es dort immer regnet, und dass er deshalb lieber mit den Zwergen der Volksschule auf deren Weiher in der Sonne spielen möchte.

Heimlich verspricht August dem Yannick aber die Hälfte seines Taschengeldes abzugeben, was in Wirklichkeit ja gar nicht geht, weil August gar kein Taschengeld bekommt. Das Gleiche hat er übrigens auch dem Florian, dem Rainer und dem Tim gesagt, aber da hat er irgendwie auch den Überblick verloren. Und weil der August es so richtig toll findet, wenn er andere Jungs besiegt, hat er sich auch noch beim Austauchschüler-Programm angemeldet, obwohl er ja gar kein eigenes Kinderzimmer hat. Nun, und als er dann auch noch einigen Jungs der Mittelstufen-Clique die Schülerausweise gefälscht hat und die Spiele gegen die anderen Klassen beginnen, staunen alle, was für eine tolle Mannschaft der August aus Oberbayern da dieses Jahr hat.

Ein bisschen blöd wird das dann erst, als der Yannick, der Florian, der Rainer und der Tim auf die versprochene Taschengeld-Aufbesserung pochen und August ihnen sagen muss, dass er ihr Geld aufs Sparbuch eingezahlt hat, damit sie später dann noch viel mehr bekommen. So gewinnt August Spiel um Spiel und kurz bevor es um den diesjährigen Brauerei-Bierblumen-Pokal für Mannschaften, die nur von Kindern organisiert werden, geht, platzt die Bombe:

Der Oli, der Cousin vom Vetter des Onkels des unehelichen Bruders des Brauereibesitzers, der die Spiele auf dem Weiher veranstaltet, hat vom Uwe, dem Neffen, des Großonkels des adoptierten Schwagers des Klassenlehrers aus der 6c gehört, dass der August ja gar kein Taschengeld bekommt, gar keine Schlafzimmer für die Austauschschüler aus Kanada hat und die Schülerausweise vom Adam, vom Marc und vom Christian ja alle gefälscht seien. Also ruft der Oli nun alle Mannschaften zusammen und beratschlagt die Situation.

Oli und Uwe, der auch vorbeikommt, sagen, dass die Jungs vom August jetzt nicht mehr um den schönen Bierblumen-Pokal spielen dürfen und nächstes Schuljahr nur noch gegen die Mädchenmannschaften der Grundschulen antreten dürfen. Da ist der August ganz schön böse und holt seinen Vater, der ihn schon mal aus einem Mist geholt hat, als er beim Bäcker mal zwei Brezeln gemopst hat. Augusts Vater sagt, dass sie jetzt doch um die Weiher-Meisterschaft spielen wollen, weil ja der Sieger des Bierblumen-Pokals nächstes Schuljahr vielleicht um den Ananas-Pott der Gymnasien kämpfen könne, und dass sie ja dann auch nicht mehr auf dem Weiher weiterspielen würden, so wie es der Oli und der Uwe ja wollen.

Und fast hätte das auch geklappt, aber als dann raus kam, dass es auch wirklich kein Sparbuch gibt und der August schon im letzten und vorletzten Jahr so geschummelt hat, sagen die anderen Jungs zusammen mit Oli und Uwe, dass es jetzt reicht und der August noch bis zu den Entscheidungsspielen weitermachen soll, weil die anderen Klassen ja schon ihre Tanten und Großeltern zum Zuschauen eingeladen hätten, dass sie dann aber aufhören müssen und nächstes Jahr wirklich gegen die Heidrun und die Angelika kämpfen sollen. August ist jetzt ganz schön traurig und überlegt, ob der Florian, der Yannick, der Christian, der Tim und die anderen jetzt noch mal für ihn spielen werden oder ob er schon die Viona und die Annemarie einsetzt, damit die schon für das neue Schuljahr üben können.

Spielbeginn der Wölfe gegen die Tölzer Löwen ist heute um 18.30 Uhr auf dem Franz-Siegel-Weiher an der Ensisheimerstraße. Seien Sie dabei, um zu sehen, was Yannick und August heute machen, ob Annemarie und Gertrud kommen und welche Ausgangsposition sich die Wölfe für die Spiele um den Titel der 2. Eishockey-Bundesliga sichern.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Jetzt verstehe ich Eishockey... ;-)
Danke!

zico hat gesagt…

Um Missverständnissen vorzubeugen: Mit dem August ist natürlich keine real existierende Person gemeint! Wo kämen wir da auch hin!

Anonym hat gesagt…

so ist es gewesen, nur der Weiher heißt Klammerweiher