Mittwoch, 29. April 2009

Zurück zur Ehrlichkeit?

















Die deutsche Nationalmannschaft muss bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in der Schweiz nach drei Vorrunden-Niederlagen in die Abstiegsrunde. Und das ist richtig so. Weil es ehrlich ist.
Deutschland hat gegen Frankreich schlecht gespielt – und verloren. Deutschland hat gegen die Schweiz ordentlich gespielt – und verloren. Und Deutschland hat gegen Russland beinahe gar kein Eishockey gespielt – und verloren.
Deutsches Eishockey ist am Dienstagabend endlich wieder einmal fassbar geworden. Schon viel zu lange wurde dem bewusst naiv-gehaltenen Fan vorgegaukelt, dass er für Top-Geld auch Top-Sport erhalte. Der glaubte es, denn wie sollte er misstrauen? Eishockey in Deutschland findet ausschließlich in Deutschland statt. Ein Kontext fehlt. Eine landesweite Berichterstattung findet schon über Spiele im eigenen Land kaum statt.
Dort, wo die schönsten Popcorn-Arenen Europas stehen, tritt die Nationalmannschaft in der Hierarchie der Bedürfnisse klar hinter einer auf Reibach gemünzten Unterhaltungsshow zurück und wird der Nachwuchs als Merchandising-Konsument weitaus interessanter als in seiner Rolle des Sportlers.
International steht Deutschland nun auch im öffentlichen Bewusstsein dort, wo es hinter der Maskerade aus zweitklassigen Importspielern und vernachlässigten Junioren schon längst stand: auf Augenhöhe mit Ungarn am Rande zur Zweitklassigkeit.
Darf man nun also hoffen, dass die frisch gewonnene Ehrlichkeit strukturelle Besserung verspricht? Mitnichten. Denn in einer Woche ist es mit dem ehrlichen Auftritt wieder vorbei. Deutschland kann als WM-Ausrichter 2010 nicht absteigen und Weltverbandschef Fasel versprach den deutschen Eishockey-Showexperten bereits gestern eine Top-4-Nation – für die grandiose Idee, das Eröffnungsspiel in der Arena auf Schalke auszutragen.
Eishockey in Deutschland eben.



4 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

Und die DEL wird die Zahl der Ausländer trotzdem nicht genügend reduzieren. Die Schweiz darf ja auch kein Vorbild werden...

zico hat gesagt…

wobei die ausländerzahl lediglich das symptom, nicht die ursache ist! und die ursache als solche gibt es nicht - da kommen sooo viele aspekte zusammen.
zunächst mangelt es an der struktur (eisflächen, trainingszeiten etc.), dann an der quantität (spielerzahl)und schließlich an der qualität der ausbildung (falsche vorbilder!). und selbst wenn irgendwer, der etwas zu sagen hat, mal endlich eine vision hätte, dann würde es eine generation dauern bis man ergebnisse sehen würde. ich habe da nicht viel hoffnung ehrlich gesagt. leider

Stefan hat gesagt…

Die Zahl der Ausländer zu reduzieren wäre aber die Stellschraube, an der sich am einfachsten drehen ließe. Dann sind die Vereine bspw. zu mehr Nachwuchsarbeit gezwungen und können nicht schnell noch in der AHL shoppen. Und strukturell bilde ich mir ein, steht Deutschland gar nicht so schlecht da, zumindest mangelt es nicht an Eisflächen.

zico hat gesagt…

Das Stellschrauben-Argument ist natürlich ein wahres, da stimme ich Dir zu. Dennoch müssen weitere Veränderungen damit einhergehen.

Was die Eisflächen betrifft, herrscht in Deutschland das Phänomen der extremen Ballungsräume. Die Schweiz verfügt über eine Eisfläche pro 350 km2, Deutschland über eine pro 2500 km2 + die zusätzliche Zentrierung auf Bayern und den Pott.
Die engagierten Nachwuchsförderer benötigen dringend zweite Eisflächen!